Ace Jonovski - Ein Ratinger Löwe glänzt bei der Handball-EM

Ace Jonovski spielt in der Regionalliga bei der SG Ratingen. Und bei der Europameisterschaft gegen Deutschland.


Es ist ohrenbetäubend laut in der Zagreber Arena. 11.000 Zuschauer sind in die Halle gekommen, sie wollen das Spiel zwischen Slowenien und Mazedonien bei der Handball-Europameisterschaft sehen. Die Mazedonier gewinnen 25:24, 5000 in gelb gekleidete Fans rasten aus vor Freude. Im Mittelpunkt des Jubels steht auch ein Wahlratinger: Ace Jonovski.

Es sind zwei Welten, die der Abwehrspezialist beschreitet. Während der 37-Jährige aktuell als Abwehrchef der Mazedonier glänzt und mit dem wohl besten Rückraumspieler der Welt, Kiril Lazarov, das Zimmer im Teamhotel teilt, spielt er im normalen Leben für die SG Ratingen. In der Handball-Regionalliga, der vierthöchsten deutschen Spielklasse. Vor 200 Zuschauern. Doch hört man Jonovski zu, sind diese Welten gar nicht so unterschiedlich. "Ich will mit meinen Freunden einfach noch einmal eine tolle Zeit haben", sagt Jonovski trocken über seine Teilnahme an einer Handball-Europameisterschaft.

Seine "Freunde", das sind Borko Ristovski, Torhüter, der beim FC Barcelona spielt. Kreisläufer Stojance Stoilov ist mit Skopje amtierender Champions-League-Sieger. Kiril Lazarov gewann mit Barcelona drei Meisterschaften in Folge. Und dann ist da noch Jonovski, der gegen die Wölfe Nordrhein oder den TV Jahn Köln-Wahn um Punkte kämpft.

Im Team des mit zwei Millionen Einwohnern nur ziemlich kleinen Balkanstaates ist der Abwehrspezialist trotzdem nicht wegzudenken. Vor einiger Zeit schulte ihn der Trainer zum reinen Defensivmann um: Er kommt aufs Feld, wenn der Gegner den Ball hat - und geht runter, wenn der eigene Angriff läuft. Die Rolle hat Jonovski perfektioniert. Bekommt er denn in der Regionalliga genug Gegenwehr? SGR-Geschäftsführer Bastian Schlierkamp: "Bei uns trainiert er viermal die Woche, er hält seinen Körper fit und erhält Spielpraxis. Wie Handball geht, weiß er ziemlich genau." Wohl wahr - im Auftaktspiel sieht der slowenische Mittelmann nur wenig Land.

Gleichzeitig sind die Handballer so nahbar wie nur irgendwie möglich. Alle vier Teams der Vorrundengruppe (Mazedonien, Slowenien, Montenegro und Deutschland) sind im gleichen Hotel einquartiert. Man kennt sich, man schätzt sich. Aus Ratingen machte sich gestern eine Reisegruppe auf den Weg. Schlierkamp reiste gemeinsam mit Spielern und Funktionären nach Zagreb, um Jonovski anzufeuern. Der nahm sich am Spieltag - am Abend spielte Mazedonien gegen Montenegro - eine Stunde Zeit, setzte sich mit Teamkollegen zu den Ratinger Handballern. Man stelle sich das mal beim Fußball vor.

"Wir wollen gucken, wie weit wir kommen", sagt Jonovski. Für viele aus dem Team dürfte es das letzte große Turnier sein. Das Spiel gestern gegen Montenegro (bei Redaktionsschluss nicht beendet) war ein erstes Finale - morgen geht es gegen die Handball-Großmacht Deutschland. Dann trifft der Außenseiter auf die besten Spieler aus der besten Liga der Welt. Dort hat Jonovski auch schon gespielt, viele Jahre für den Bergischen HC. Nun teilt er sich mit ihnen immerhin das Mannschaftshotel - und ist sportlich trotzdem ganz sicher eine große Herausforderung für jeden Gegner.

Quelle: RP

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