Jana ist durch den Ausfall von Russland von Starposition 4 auf 3 gerückt und damit näher an Serbien, dessen Lied ja vom gleichen Komponisten-Team stammt. Wir haben also hier den direkten Vergleich, wer in der Präsentation mehr aus seinem Material macht. Zumal Mazedonien ja geradezu dafür berüchtigt ist, seine ohnehin überschaubaren ESC-Chancen immer wieder durch schlimme Präsentationen zu ruinieren.
Jana bestreitet die Nummer natürlich allein, kein Wunder bei dem Titel. Sie versucht auf sexy zu machen. Trägt ein enges moosgrünes besticktes Etwas mit Hot pants und Stiefeln bis zum Knie, so kommen ihre hübschen Beine gut zur Geltung. Sie trägt zudem noch ein dunkles Jäckchen und die Haare offen (ähnlich wie Tijana). Das Setting indes ist ganz anders.
Es flimmert und strahlt. Der Backdrop ist zunächst schwarz-weiß, dann rot und blau und zuckt. Große Tafeln erscheinen im Hintergrund, einnert mich an New York Times Square und tasächlich folgt später eine Skyline einer Großstadt mit Lichtern. Licht und Background sind wummernd. Jana singt gut, klingt ähnlich wie die Studiversion. Sie tanzt auch, allerdings nicht selbstvergessen, wie es zum Song und ihrer Stimme passen würde, sondern betont auf Effekt.
Sie räkelt sich, geht mal in die Hocke und macht auf sexy. Eine Floor Show? Ihre Ausstrahlung ist aber doch eher das nette, etwas unscheinbare Mädchen von nebenan und nicht die verruchte gefährliche kosmopolitische und aufregende Lady. Das passt also nicht wirklich. Ansonsten passiert nicht viel im Staging.
Zweiter Durchgang: Jana hat sich des Jäckchens entledigt und geht nun mehr aus sich heraus, arbeitet mit den Armen, mit dem Hintern, mit dem ganzen Körper. Sie hat zudem eine sehr gute Kameraorientierung und versucht den Zuschauer gleichsam einzufangen. Matthias und BennyBenny meinen: „Es zündet nicht“. Kein Wunder, das Staging scheint sich in erster Linie an das heterosexuelle Publikum älterer Herren zu richten. Ich muss aber einräumen, dass das nicht (wie sonst meist) ein katastrophales Setting ist, sondern durchaus aus einem Guss und schlüssig. Nur wir werden eben nicht erreicht. Es wirkt für uns niedlich, nicht sexy.
Stimmlich ist es wirklich nicht schlecht, für mich geht das Duell Serbien-Mazedonien (im Fußball ein klarer Fall) hier mit 1:1 (Matthias spricht indes von 0:0) unentschieden aus.
Im dritten Durchgang gibt es weniger Farben der Backdrop bleibt viel länger in schwarz, weiß und grau und Jana erscheint selbst auf den drei großen Tafeln. Sie lächelt auch immer etwas gezwungen, gerade bei den langsameren Teilen, wenn sie im Close-Up im Bild ist. Im zweiten Teil überwiegen dann rot, blau und violett vor der Großstadtkulisse. Der Eindruck verfestigt sich, höhere Diplomatentochter (ist sie ja wirklich) macht mal einen drauf, aber die Rolle des Covergirls liegt ihr einfach nicht. Am Ende ist Jana sichtlich außer Atem. Ich finde den Mismatch hier aber nicht so stark wie etwa bei Belgien.
Fazit: Wir sind nicht überzeugt, aber es hätte schlimmer kommen können. Die Interpretin passt von Ausstrahlung und Präsenz nicht optimal zu der gewählten Choreographie und dem Setting (Matthias findet die Bewegungen fast peinlich), aber der moderne Song könnte das durchaus aufwiegen. Kein sicherer Qualifikant, aber das würde ich von Serbien heute Morgen auch nicht sagen.